Münster, Kuhn-Orgel von 1955
Basel
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Typ:
Traktur:
mechanisch
Registratur:
elektropneumat.
Windladen:
Schleifladen
Baujahr:
1955
Einweihung:
15. April 1956
Orgelbauer:
Th.Kuhn AG, Männedorf ZH
Manuale:
4
+ Pedal
Register:
74
Manual I, Rückpositiv:
Prinzipal
8 '
Gedackt
8 '
Quintaden
8 '
Praestant
4 '
Rohrflöte
4 '
Superoktave
2 '
Flöte
2 '
Sesquialter
2 2/3'+1 3/5 '
Mixtur IV
1 '
Zimbel III – IV
1/2 '
Dulzian
16 '
Cromorne
8 '
Musette
4 '
Manual II, Hauptwerk:
Prinzipal
16 '
Quintaden
16 '
Prinzipal
8 '
Bordun
8 '
Offenflöte
8 '
Oktave
4 '
Hohlflöte
4 '
Gemshorn
4 '
Superoktave
2 '
Mixtur major V - VI
2 '
Mixtur minor V - VI
1 '
Kornett V
8 '
Bombarde
16 '
Trompete
8 '
Clairon
4 '
Manual III, Oberwerk (Schwellwerk)
Gedackt
16 '
Prinzipal
8 '
Rohrflöte
8 '
Salicional
8 '
Unda maris
8 '
Oktave
4 '
Nachthorn
4 '
Superoktave
2 '
Waldflöte
2 '
Quinte
2 2/3 '
Terz
1 3/5 '
Mixtur IV - V
2 '
Scharff IV
1 '
Basson
16 '
Trompette harmonique
8 '
Oboe
8 '
Clairon
4 '
Manual IV, Brustwerk (Schwellwerk)
Suavial
8 '
Gedackt
8 '
Oktave
4 '
Gedacktflöte
4 '
Quintflöte
2 2/3 '
Flageolet
2 '
Larigot
1 1/3 '
Sifflöte
1 '
Scharff IV
1 '
Terzzimbel III
1/5 '
Regal
8 '
Schalmei
4 '
Tremulant
Pedal:
Prinzipalbass
32 '
Prinzipalbass
16 '
Subbass
16 '
Gedacktbass
16 '
Prinzipal
8 '
Gedackt
8 '
Spitzflöte
8 '
Oktave
4 '
Flöte
4 '
Nachthorn
2 '
Rauschpfeifen V
4 '
Acuta V
2 '
Posaune
16 '
Sordun
16 '
Zink
8 '
Dulzian
8 '
Klarine
4 '
Koppeln, Spielhilfen:
-
Normalkoppeln: I - II, III - II, IV - III
I - P, II - P, III - P, IV - P
-
4 freie Kombinationen
-
Generaltutti
-
Pedaltutti
-
Choralforte
-
Registercrescendo
-
Manuale 16' ab
-
Pedal 32 ' und 16 ' ab
-
Manualweise Absteller für Mixturen
-
Manualweise Absteller für Zungen
-
Einzelabsteller aller Zungenregister
Stand: Sommer 2002, vor Abbruch
Das heutige Münster wurde 1019 eingeweiht. Die Geschichte der Münsterorgeln geht bis zum
13./14. Jahrhundert zurück.
1303
Eine erste Orgel wurde bereits 1303 erwähnt, gebaut durch Raspo, Frankfurt.
1356
Ein Erdbeben zuerstört die Orgel.
1400
Um 1400 befanden sich zwei relativ kleine Orgeln im Münster, eine im Schiff und eine im
Chor. Es folgten im Laufe der Jahrhunderte diverse Umbauten und Neubauten. Anfangs
des 16. Jahrhunderts befand sich die grosse Orgel an der Südwand auf einer
Orgelempore (Orgelstuhl).
1445
Umbau durch Michael Gerlach. Die Orgel hatte jetzt ein Rückpositiv.
1474
Umbau der Schwalbennestorgel durch G. Falw, Ulm. Versetzung an die Nordwand.
1484
Umbau durch M. Kern, Strasbourg.
1526
Hans Holbein d.J. bemalte die Flügeltüren, welche sich heute im Kunstmuseum
befinden.
1577
Vom Bildersturm der Reformation wurde die Orgel nur wenig beeinträchtigt. Sie wurde in
der Folge vom damaligen Münsterorganisten Samuel Mareschall repariert.
1711
Andreas Silbermann aus Strasbourg, erweiterte die Hauptorgel auf 21 Register und
baute zwei Tremulanten und eine Manualkoppel ein.
1787
Erweiterung um weitere 5 Register auf jetzt 26 Register durch J.J. Brosi, Basel.
1855
Bau einer neuen Orgel durch Friedrich Haas mit 60 klingenden Stimmen auf 4 Manualen
und Pedal. Die Silbermann/Brosi-Orgel wurde in die Martinskirche versetzt, wo das
Gehäuse und Teile des Pfeifenwerkes bis heute erhalten geblieben sind.
1864
Umfangreiche Sanierung durch F. Haas mit Umstellung von Registern.
1891
Erweiterung um 5 Register durch Ernst Buff und C.G.Weigle. Einbau eines
Wassermotors zur Betätigung der Schöpferbälge.
1904 - 1908 wurden verschiedene Umbauten vorgenommen. Die Disposition wurde auf 78
Register erweitert. J. Zimmermann, Basel, hat die Traktur pneumatisiert und einen neuen
Spieltisch mit verschiedenen Spielhilfen eingebaut.
1920ff
Die Prinzipien Orgelbewegung bewirkten auch hier, dass die Orgel dem damaligen
Zeitgeschmack nicht mehr genügte. Nachdem auch wegen technischer Abnützungen
eine Generalrevision nötig wurde, hat man den Bau einer neuen Orgel beschlossen.
1955
Bau einer Interimsorgel durch Orgelbau Kuhn AG, Männedorf, mit 12 klingenden
Registern auf 2 Manualen und Pedal.
1955
Neubau durch Th. Kuhn, Männedorf. Auf dem Prospekt steht in römischen Ziffern die
Jahreszahl MDCCCCIV (1904), woraus geschlossen werden kann, dass mindestens ein
Teil des Prospektes/Gehäuses der Vorgängerorgel wieder verwendet wurde. Auch einige
Register, vor allem der Pedalbass 32 ' und in den Manualen die 16 ', die 8 ' und die 4 '
Grundstimmen aus der Haas-Orgel blieben erhalten. Der Prospekt mit dem
zeitgemässen Design ist ein Scheinprospekt, der vor der eigentlichen Orgel steht. Er
wurde vom Volksmund respektlos als "Chuchichäschtli" bezeichnet.
1960
Versetzung der Interimsorgel in die Kath. Kirche in Vernayaz VS durch Orgelbau Kuhn
AG, Männedorf.
1970 - 1975 Verschiedene Umbauten und klangliche "Auffrischung" durch Orgelbau Genf AG.
1999
Die Orgel müsste generalüberholt werden, was mit hohen Kosten verbunden wäre. Trotz
(oder wegen?) der vielen Umbauten und "klanglichen Auffrischungen" passt die Orgel
akustisch und auch optisch nicht in den Raum und da auch der Einfluss der
Orgelbewegung wieder abgeklungen ist, entschloss sich die Kirchgemeinde im
Dezember 1999 eine neue Orgel anzuschaffen.
2002
Die im Basler Münster nicht mehr genügende Orgel wurde demontiert und samt dem
historischen Haas-Material an die römisch-katholische Kathedrale in Moskau verschenkt
und damit wurde auch historisches Kulturgut aus der Schweiz ausgeführt. Die
Versetzung nach Moskau wurde von der Osteuropahilfe übernommen. In Moskau wird
die Orgel wegen ihrer Qualität und ihres Klanges gelobt und seither finden dort immer
wieder internationale Meisterkurse für Organisten/innen statt.
2003
Bau der neuen Orgel durch Orgelbau Mathis, Näfels, mit 78 Registern auf 4 Manualen
und Pedal.
Aufbau und weitere Entwicklung der neuen Orgel siehe ->Orgel von 2003.
2005
Einweihung der Kuhn-Orgel in Moskau am 16. Januar 2005.
Bibliographie: -
Günter Lade, "Ambitionierte Orgelarchitektur in Basel", ORGAN 2001/3, Seiten 16 ff.
gekürzter Beitrag mit Genehmigung der ORGAN-Redaktion, 2002
- Günter Lade, „Die neue Orgel des Basler Münsters“,
Auszug Einweihungsbroschüre 2003 (vergriffen)
-
Dr. Franz Lüthi, Rickenbach TG, „Die Orgeln im Basler Münster“, Bulletin OFSG 22, Nr. 3, 2004
-
GGG Gesellschaft des Guten und Gemeinnützigen, „Musikleben in Basel“, Basel 1982
-
Evang. Ref. Kirche Basel-Stadt, Münster-Rundgang - Orgel von 2003, Internet 2010
-
Osteuropa-Hilfe, Bericht über die Versetzung und den Einsatz der Kuhn-Orgel in Moskau.