1437 In den Stadtrechnungen wird erstmals ein «Orgeler» erwähnt. 1450 Bau einer ersten Schwalbennestorgel an der südlichen Chorwand. Der Name des Erbauers (der wohl auch als Organist wirkt) ist unbekannt. 1454 Hans Rosenzweig aus Würzburg wird vertraglich als Organist angestellt. 1490 Lienhard Louberer erhält den Auftrag zum Bau einer grossen Schwalbennestorgel an der Nordwand des Mittelschiffs neben der Kanzel (vgl. z.B. Strassburger Münster). Die zugemauerte Türöffnung ist noch sichtbar. Louberer wird gleichzeitig zum Münsterorganisten gewählt. 1500 Louberer baut eine weitere Schwalbennestorgel mit 9 Registern an der nördlichen Chorwand, deren vermauerter Zugang ebenfalls noch sichtbar ist. 1517 Der Orgelmacher Hans Tugi aus Basel erhält den Auftrag, die Hauptorgel im Mittelschiff zu vergrössern. Das Instrument soll danach 2 Manuale und 32 Register umfasst haben. 1528 Mit der Einführung der Reformation wird das Orgelspiel in Bern für zwei Jahrhunderte verboten. Die drei bestehenden Orgeln werden abgebrochen; die grösste wird nach Sitten VS verkauft. 1722 Auf dem Chorlettner wird ein Positiv aufgestellt, das zu den Aufführungen des Musikkollegiums verwendet wird. 1726 Das Positiv darf neu auch für die Begleitung des Gemeindegesangs eingesetzt werden. Zur Förderung der Kirchenmusik beschliesst der Rat, eine grosse Orgel zu errichten, und schliesst mit Leonhard Gottlieb Leu aus Bremgarten AG einen entsprechenden Vertrag ab. 1729 – 1738 Fertigstellung der Orgel, die auf einem eigens errichteten Lettner vor der Turmhalle steht. Bis 1738 folgen verschiedene Umbauten und Ergänzungen durch Leu. Am Ende verfügt die Orgel über 38 Register auf 3 Manualen und Pedal (>Disposition). 1734 Johann Andreas Silbermann aus Strassburg gibt ein vernichtendes Gutachten über die Leu-Orgel ab. 1748 – 1751 Viktor Ferdinand Bossart aus Baar ZG baut die Orgel grundlegend um: Er tauscht etwa die Hälfte der Register durch neue aus und baut neue Zungenregister ein. Das Instrument zählt danach 43 Register auf 3 Manualen und Pedal (>Disposition). Die Orgel kommt auf einen neuen Letter zu stehen. Johann August Nahl gestaltet den Prospekt um. Das Rückpositiv von Leu wird durch ein Brustwerk zu beiden Seiten des Spielschranks ersetzt. 1822 Auf der Durchreise spielt der 13-jährige Felix Mendelssohn Bartholdy auf der Bossart- Orgel, die inzwischen auch einen Subbass 32’ besitzt. 1828 Franz Josef Remigius Bossart erweitert den Manualumfang um fünf Töne bis f’’’ und baut zwei zusätzliche 16’-Pedalregister ein. 1842 – 1849 Friedrich Haas, bei Vertragsabschluss noch in Winterthur, dann in Bern, errichtet auf einem neuen, neugotischen Orgellettner hinter dem historischen Prospekt eine neue Orgel mit 55 Registern auf 4 Manualen und Pedal (>Disposition). Nur 8 Register stammen aus der Vorgängerorgel. Das Brustwerk wird entfernt, der Unterbau geschlossen. Der Pariser Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll besucht Haas während der Aufbauarbeiten im Münster und lobt die Qualität der Holzpfeifen des offenen 32’-Prinzipalbasses. 1864 Abbruch des Chorlettners. Das bis dahin dort platzierte Positiv von 1722 wird der ref. Kirche St. Antoni FR geschenkt (nicht erhalten). 1891 Im Hinblick auf den Ausbau des Münsterturms wird vor der Orgel ein massiver Stützbogen eingezogen, der das Instrument optisch und akustisch bis heute behindert. Anschliessend revidiert Orgelbauer Weber aus Bern das Instrument. 1904 Friedrich Goll, Luzern, baut das Instrument auf pneumatische Taschenladen um und ersetzt den mechanischen Spielschrank durch einen freistehenden, viermanualigen Spieltisch «zum Vorwärtsspielen». Der gesamte Registerbestand von Haas wird weiterverwendet und auf Wunsch von Münsterorganist Carl Hess-Rüetschi durch 10 Register ergänzt, die vor allem den Pianissimobereich erweitern (>Disposition). Zusätzlich wird für die Windversorgung ein Elektromotor eingebaut. 1905 Die Firma Goll versetzt die Vox humana nachträglich ins schwellbare dritte Manual und baut für sie einen «Extra-Echokasten» mit doppelten Jalousien ein, um ihr eine «mystische Klangfärbung» zu geben (vgl. Der Bund, 10.05.1905). Ein halbes Jahrhundert nach ihrem Bau geniesst die Haas-Orgel noch immer höchste Anerkennung und wird im Sommer viermal wöchentlich in Konzerten vorgeführt. Insbesondere die für Gewitterfantasien unentbehrliche Vox humana gilt als Touristenattraktion und wird als derjenigen der Kathedrale Fribourg ebenbürtig gepriesen. (>Inserate von 1890-1892). 1930 Auf Initiative von Münsterorganist Ernst Graf und in Zusammenarbeit mit den Experten Ernst Schiess, Albert Schweitzer und Jacques Handschin baut Orgelbau Kuhn AG, Männedorf, erstmals in Europa eine monumentale Werkorgel nach den Prinzipien der elsässischen Orgelreform. Das für den Schweizer Orgelbau prägende und auch international vielbeachtete Instrument erhält ein neues Rückpositiv, erstmals wieder Schleifladen sowie elektropneumatische Trakturen und besitzt 78 Register auf 4 Manualen und Pedal (>Disposition). Etwa zehn Register stammen aus den Vorgängerinstrumenten. Die Einweihung findet am 21. Dezember statt. 1941, 1952 und 1962 Im Zuge der erstarkenden norddeutschen Orgelbewegung nimmt Orgelbau Kuhn verschiedene klangliche Aufhellungen vor. Einzelne 8’-Register werden zugunsten neuer Mixturen entfernt. 1974 Letzte Generalrevision durch Orgelbau Kuhn AG, Männedorf. 1987 Reparatur der elektrischen Elemente im Spieltisch durch Orgelbau Kuhn. 1991 Einsetzung einer Expertenkommission. 1992 Ein Gutachten des Münsterbauvereins spricht sich u.a. aus finanziellen Gründen gegen einen Abbruch des beim Turmausbau 1891 errichteten Stützbogens aus. 1997 Vertrag mit Orgelbau Kuhn AG für einen Orgelneubau. 1998 Verschiedene Fachleute setzen sich erfolglos für eine Restaurierung der Orgel von 1930 ein (vgl. Rudolf Meyer, «Schweizer Orgeln im 20. Jahrhundert und die Berner Münsterorgel», in Musik und Gottesdienst 4/1998, sowie Umgang mit unzeitgemässen Orgeln, Berlin 1999). Abbau des Instrumentes. Der historische Prospekt und 37% des Pfeifenwerks werden beim Bau der >neuen Orgel wiederverwendet.
historische Infos: Hans Gugger, «Die Bernischen Orgeln», Stämpfli & Cie AG, 1978 Urs Fischer, Der Orgelbauer Friedrich Haas, Egg 2003. Goll-Orgel: Bernhard Hörler, Dietikon, aus «Monografie Orgelbauerdynastie Goll», 2020. Aktualisierung: Dr. François Comment, Burgdorf. Bilder: s/w-Bilder: Orgelbau Kuhn AG, Männedorf. Farbbilder: Dr. François Comment, Burgdoef.
Geschichte
Spieltisch von 1930 im Jahre 1976 In den Fünfziger- und Sechzigerjahren entfernte und auf dem Dach des Schwellkastens «entsorgte» Pfeifen von 8’-Registern (1976) Ein Teil der «auf Sturz» aufgestellten Register des Hauptwerks (1976) Die Orgel von 1930 im Jahr 1976 Inserate 1890, 1892 und 1894
Orgelverzeichnis Schweiz und Liechtenstein
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