Geschichte
1435 Bau der Orgel für die im 13. Jahrhundert fertiggestellte Basilika von Valère. Die verschiedenen Überlieferungen, das Instrument stamme ursprünglich aus einer anderen Kirche, sind alle widerlegt. Das Baujahr ist durch eine Zahlung an den Maler Peter Maggenberg (1409-1466) belegt, der die Bilder auf den Orgelflügeln geschaffen hat. Die Orgel war ein Blockwerk, d.h., die Register erklangen immer alle gleichzeitig und konnten nicht einzeln betätigt werden. Der originale Klaviaturumfang soll H bis a2 umfasst haben; ein angehängtes Pedal wird vermutet. 1577 Belege für Reparaturarbeiten an der Orgel. 1630 Bau der Schwalbennestempore. Der vorherige Standort der Orgel in der Kirche ist unbekannt. 1687 Christoph Aebi aus Solothurn baut die Orgel zu einem Barockinstrument um und erweitert sie. Er arbeitet die Windlade zu einer Schleiflade um und verfertigt auch eine neue Klaviatur, wozu er Teile der originalen Tasten wiederverwendet. 1786 Felix Carlen aus Gluringen baut zwei neue Keilbälge und erneuert die hölzernen Windkanäle. 1812 Johann Baptist Carlen fügt den Subbass 16’+8’ hinzu und konstruiert die Pedalklaviatur und -traktur samt dem hölzernen Registerzug. 1827 Belege für eine Orgelreparatur. 1846 In den Akten ist zum letzten Mal ein Organist erwähnt. 1883 Der englische Orgelbauer Sir Arthur G. Hill besichtigt die inzwischen unspielbare Valeria-Orgel und beschreibt sie in seinem Buch «The Organ Cases and Organs of the Middle Ages and Renaissance». Auf Hill gehen auch die Bezeichnung «älteste Orgel der Welt» und das früher oft genannte Baujahr 1390 zurück. 1954 Orgelbau Kuhn AG, Männedorf, macht das Instrument wieder spielbar und baut ein elektrisches Gebläse ein. Vier von Aebi seitlich angebrachte Holzpfeifen von Principal 8’ werden hinter die Orgel versetzt. Es wird eine gleichstufige Stimmung gelegt. Gleichzeitig werden die Orgelflügel restauriert (die heute sichtbaren sind Kopien, die Originale sind im Museum von Valère ausgestellt). 2003 Im Rahmen der Kirchenrenovation wird das seit Jahrhunderten zugemauerte Rundfenster über der Orgel wieder geöffnet. 2004 Die Orgelbaufirma Hans J. Füglister, Grimisuat/Sion, nimmt eine grundlegende, wissenschaftlich begleitete Restaurierung der Orgel vor. Die Windlade wird demontiert und abgedichtet, die durchgespielten Tastenbeläge werden teilweise erneuert, die stillgelegten Keilbälge restauriert und wieder in Betrieb genommen. Das Pfeifenwerk wird mittels aufgesetzter Metallringe leicht tiefer gestimmt (ca. a1=450 Hz). Entgegen der ausdrücklichen Empfehlung des Orgelbauers bleibt die gleichstufige Stimmung bestehen. 2019 Orgelbau Füglister, Grimisuat/Sion, legt eine rein mitteltönige Stimmung.
historische Infos: Rudolf Bruhin, Basel, Eidg. Konsulent der Denkmalpflege des Bundesamtes für Kultur, Bern. Abbildungen der alten Pfeifen: Jakob Friedrich, "Die Orgel und das Metall", Neujahrsblätter 1998, Kuhn AG, Männedorf. Jakob Friedrich: „Die Valeria-Orgel“, Zürich 1991. Hill, Arthur George, 1883. „The organ-cases and organs of the Middle Ages and Renaissance“, David Bogue, London. Edmond Voeffray: „L’Orgue de Valère est restauré“, in: «La Tribune de l’Orgue» 56/3, 2004, S. 13-22. Edmond Voeffray: „L‘orgue de la Basilique de Valère à Sion“, Forum Kulturgüterschutz, Bundesamt für Bevölkerungdschutz. Kirchenanlage Valère, Sion: Christoph Hurni, Bern. Farbbilder 2007 und Aktualisierung: Dr. François Comment, Burgdorf.
Basilique de Valère Sion/Sitten VS _____________________________________ Typ: Traktur mechanisch Registratur mechanisch Windladen Schleifladen Baujahr: 1435 Orgelbauer: anonym Manuale: 1 + Pedal Register: 8 Manual (CDEFGA-c3, 45 Tasten) Prinzipal 8’ (1435 ab H im Prospekt 1687 C-B Holz) Octaf 4’ (1687, C-F zus. mit Copel) Copel 4’ (1435, Nussbaum, gedeckt) Quint Major 2 2/3’ (17. Jh., C-F 1 1/3’) Superoctaf 2’ (1435) Quint Minor 1 1/3’ (1435, ab dis2 2 2/3’) Mixtur II 1’ (1435+1687) Pedal (CDEFGA-c, 9 Tasten, fest angehängt) Subbass 16’+8’ (1812) Stand: 2021 Die Zusammensetzung der Mixtur entspricht dem im Alpenraum häufigen Register «Hörnli»: C–b0: 1′+1⁄2′; h0–h1: 1′+4⁄5′; c2–c3: 2′+1 3⁄5′ Die Vorderseite der Prospektpfeifen besteht aus Zinn, die Rückseite aus reinem Blei. Die Bleiplatte wurde auf einem Sandbett gegossen. Weitere Metallpfeifen zeigen typische Musterungen der Oberfläche, wie sie vom Guss der Platten auf grobem Sacktuch oder auf Steinplatten herrühren.
Orgelverzeichnis Schweiz und Liechtenstein
Orgelprofil Basilique de Valère/Basilika Valeria Sion/Sitten VS
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